Qi Gong für ungewisse Zeiten - Das Herz weiten
von Tanuka (Kommentare: 0)
Wir leben auf der Erde. Über uns wölbt sich der Himmel. Wir sind wunderliche Wesen, die als einzige - Dank unseres Geistes - das in aller Heftigkeit wahrnehmen können. (Zuzana Sebkova-Thaller)
Die heutige Übung beendet die Reihe der Qi Gong Übungen für ungewisse Zeiten. Die letzte Übung in der Reihe nenne ich ‚das Herz weiten‘.
Die ungewissen Zeiten sind noch nicht vorbei – vielleicht werden wir rückblickend sagen, dass sie damals erst begonnen haben. Unsere vermeindlich sichere Welt wurde gerade auf dem ganzen Erdball ein erstes Mal ordentlich durchgeschüttelt und bringt jede und jeden mehr oder weniger ins Nachdenken. Ich finde, dass das sehr gut so ist.
Zwei Hawaiianerinnen, die ich sehr schätze - Ley Ohu Ryder und Maydeen - sagen so schön: Something greater ist rising. Es macht etwas mit mir, diesen Blickwinkel einzunehmen. Es weitet meine Sicht.
Die heutige Übung thematisiert auch die Weite. Ich gehe hinaus in die Weite. Mein Blick geht hinaus. Er weitet sich und erfasst alles. Der Atem - das Ein und Aus - trägt mich hinaus in die Weite. Sukzessive. Schritt für Schritt, immer ein Stück weiter. Acht Atemzüge tragen mich hinaus.
Ich atme aus und blicke aus meinem Herz hinaus bis zu einem auffälligen Grashalm auf der Wiese. Mit dem Einatmen verweile ich dort, fokussiere das Erreichte. Der nächste Ausatem trägt mich bis zur Bank. Einatmen und dort verdichten. Von dort weiter zum Ostufer des Starnberger Sees. Einatmen, verdichten. Ausatmen vom Seeufer bis zur dunklenblauen Hügelreihe. Einatmen, dort verweilen. Ausatmen zu den hellblauen Bergzacken. Einatmen, verdichten. Ausatmen über die Erde hinaus bis zu einem imaginären Punkt da draussen. Einatmen, verdichten. Ausatmen, noch weiter hinaus. Einatmen und verdichten. Der achte Atemzug trägt mich ins Universum und ich bin verbunden mit dem Herz des Universums.
Ähnlich geht es zurück. Jetzt komme ich mit dem Einatem Stück für Stück zurück. Verdichtung, Innehalten findet auf dem Rückweg mit dem Ausatem statt.
Hier habe ich es linear beschrieben - der Blick in die Weite hinaus. Tatsächlich weitet sich das Herz und mit dem Herz weitet sich auch meine Gestalt in alle Richtungen – wie eine Kugel, die immer grösser wird.
Die Mudras (spezielle Fingerhaltungen) der Reihe nach:
Mudra des leeren Herzens wird zu Mudra des sprechenden Herzens,
Mudra des erleuchteten Herzens
Mudra Liebe im Herzen,
Mudra der Grossen Stille
Struktur: Das Herz weiten ist bekannt als Ming Xin Fa – eine höhere Übung aus dem Chan Mi Gong. Höhere Übung deshalb, weil weniger die Bewegung des Körpers als die innere Dimension der Übung im Fokus steht. Höhere Übung deshalb, weil das Steigen und Sinken schon so sehr ins Körperbewusstsein Eingang gefunden hat, dass es nicht mehr zu üben ist und die Energie entsprechend frei fließt. In diese höhere Übung fließen auch noch unterstützende Töne ein, sogenannte Mantras, die ich in diesem Video nicht angeleitet habe.
Ort: Ilkahöhe bei Tutzing. Ein Ort, von dem aus sich bei gutem Wetter weit in die Ferne blicken lässt. Weit hinein zu und in die Berge. Mein Blick wandert entlang vom Osten in den Süden, erfasst den Alpenrand mit seinen unterschiedlichen Schattierungen und den gezackten Bergrücken. Die kleineren Berge und die hohen Berge. Es ist faszinierend für mich, die Krümmung der Erde zu erkennen und zu erfassen, dass ich als Mensch auf einem Planeten lebe der im All seine Bahnen zieht - um eine Sonne herum, die nicht die einzige im weiten All ist.
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