Qi Gong für ungewisse Zeiten - Schwingen und Loslassen
von Tanuka (Kommentare: 0)
Schwingen. Die Herausforderung dieses kleinen Videos liegt darin, das Schwingen zu Dir schwingen zu lassen - so dass Du Lust bekommst, mit zu schwingen. Seine Kraft entfaltet es im Laufe des Schwingens. Leitet meine Lehrerin Zuzana das Schwingen an, dann schwingen wir auch schon mal eine ganze Stunde. Kannst Du erahnen, was das mit dem Körper und dem Geist macht?
Der ganze Körper ein Schwingen. Ich schreibe jetzt hier nicht weiter, wie ich das empfinde, ich ermuntere Dich, es selbst auszuprobieren. Eigene Erfahrungen machen. Es Erforschen. Schwingen geht überall und jederzeit. Zuhause, im Garten, im Park und ganz wunderbar in der Natur. Wir haben uns gestern inspirieren lassen von einem der vielen Wasserfälle an der Alten Kesselbergstrasse. Hier gibt es auch ein Bachbett mit dahingurgelndem Wasser und mit Steinen, die über die Jahrhunderte vom Wasser geschliffen wurden und einfach prachtvoll sind. Fließendes Gewässer ist eine gute Unterstützung fürs Loslassen – die zweite Übung. Auch diese Übung bekommt ihre Kraft aus der Zeit, die Du ihr und damit Dir widmest.
Die Bewegung ist eine fliessende, da ist das Steigen und Sinken, das Nachgeben in den Knien, die Unterstützung mit den schwingenden Armen und da ist auch – ganz wichtig - das laute Ausseufzen. Loslassen in der Kiefermuskulatur. Tönen, Töne erlauben. Da ist eine ganze Bandbreite von Seufzern, zuerst die schweren, weil etwas fast untragbar erscheint. Die erlaube ich mir, bekomme mit, wie schwer es mir doch mit etwas ist. Dann kommen die leichteren, wenn es auch leichter wird, weil ich abgebe, mir das Schwere eingestehe und mir auch zugestehe, darüber zu seufzen.
Es können Seufzer aus Sorge sein, und die Sorgen verlieren mit dem Loslassen und der Losslassübung ihre Schärfe. Es können Angstseufzer sein, und die Ängste werden mit dem Loslassen lichter, ein nächster stimmiger Schritt wird deutlicher. Es können Seufzer aus Trauer und Abschied sein, und mit dem Loslassen bekommt das Bedauern über Gegangenes ihren Platz und die eng damit verbundene Freude über Erlebtes tritt auch wieder hervor und nimmt ihren Platz ein.
Bei den ganz leichten und lichten Seufzern, stelle ich mir vor, auf die Wiese zu sinken oder auf den Gartenstuhl und seufze erleichtert darüber, Ruhe geben zu dürfen. Es gibt nichts zu tun – ich erinnere mich, Du erinnerst Dich auch, oder. Und dann kommt das Seufzen aus der Freude heraus, wie wunderbar es um mich herum ist. Die Geschenke des täglichen Lebens, die ganze Fülle scheint auf einmal auf. Seufz.
Dann gilt es nur noch, diese Schönheit und das davon Berührt sein auszuhalten. Das Geschenk annehmen und zu teilen, es durch mich hindurch fließen zu lassen. Schön, dass ich da bin. Schön, dass Du da bist.
Widmung: Diesen Tagebucheintrag widme ich C. Ihre Mutter ist gestern der Infektion erlegen. C’s Mutter habe ich im Seniorenzentrum gerne und oft umarmt. Das Seniorenzentrum wurde letzte Woche vom Gesundheitsamt geräumt. Alle Bewohner wurden getestet. Es gibt alle Variationen. Positiv getestet und Symptome, positiv getestet und keine Symptome, negativ getestet. Alle Bewohner wurden verlegt – an unterschiedliche Orte. C’s Mutter ist die erste von deren Hinausgehen und Eingehen in andere Welten ich erfahren habe. Sie ist sicher nicht die erste und einzige und wird auch nicht die letzte Person aus dem Seniorenzentrum sein. Die Angehörigen, die sich kennen, können sich austauschen. Sonst wissen wir nichts. Ja, es war eine Infektion mit dem Virus, dass uns allen auf unterschiedliche Weise zu schaffen macht, und ja es ist die Risikogruppe, und es hätte auch eine gewöhnliche Grippe sein können. UND es macht mich traurig.
Ich wusste nicht, dass mein Beitrag heute auch so aktuell für mich sein würde. Danke an alle Herrschaften aus dem Seniorenzentrum, denen ich begegnen durfte, die ich umarmen durfte, in deren Augen ich blicken durfte. Alles Liebe, alles Gute, wo immer ihr auch seid.