Qi Gong für ungewisse Zeiten - Die Augenübung
von Tanuka (Kommentare: 0)
Rot – Blau – Gelb. Rotes Metallgeschnörkel. Blauer Trichter. Gelbes Speichenrad. Alles von meinen Großeltern. Hatte alles schon Rost angesetzt, war nicht mehr für die ursprünglichen Funktionen zu gebrauchen. Alles von der Enkelin in Farbe getaucht. Alles in den Bäumen hängend. Neue Aufgabe. Einfach schön.
Jonas hat gestern früh entdeckt, dass das die perfekte Anordnung ist, um das Blick herholen wunderbar sichtbar zu machen. Den Blick herholen ist ein Teil der Augenübung. Die Augenübung an sich sieht erstmal so aus wie Augentraining. Im Qi Gong ist es eine höhere Übung aus dem Chan Mi Gong. Wir verlassen mit den Augen, mit dem Blick zum ersten Mal den Körper. Bewegen uns nach außen. Seht selbst.
Zur Augenübung gehört an erster Stelle das Palmieren. Ich erkläre mir das Wort mit der Bedeutung des englischen Wortes palm: Handinnenfläche. Ich lege die Hände entspannt auf die Augen. Wie eine Muschel deckt die gewölbte Hand das Auge zu. Es soll kein Licht eindringen. Das Auge hat dann nichts zu tun. Kann in der warmen, sicheren Dunkelheit entspannen. Die Arme und Ellbogen und Schultern sind ebenfalls locker. Also spiele ein bisschen damit rum, wie das für Dich geht. Auch ohne die anderen Übungen ist das die Hände auf die Augen legen und entspannen schon eine hilfreiche Übung. Innehalten. Ruhen. Loslassen. Nichts zu tun für diesen kleinen Moment. Ja.
Die gezeigten Übungen aktivieren die Augenmuskulatur, können sie trainieren. Den Blick in alle Richtungen bewegen. Nach vorne und wieder zu mir her, nach oben und unten, kreisen - einmal so herum, einmal anders herum. Und immer dazwischen Augen entspannen.
Im Qi Gong bin ich mir des äußeren Blickes gewahr und schule meinen inneren Blick. Ich stelle mir vor, dass meine Augäpfel auch alles im Inneren meines Körpers sehen können. Dazu stelle ich mir als erstes vor, dass meine Augäpfel sich frei bewegen können. Sie blicken nach vorne und nach hinten (ja, in der Vorstellung geht das), sie blicken nach oben, unten, rechts und links.
Jetzt kommt der bunte Teil. Ich verankere den Blick im Unterbauch und werfe den Blick – getragen von der aufsteigenden Welle in der Wirbelsäule – weit hinaus zu einem Objekt, dem ich mich widmen mag. Vielleicht ist es ja auch so schön, dass ich es liebevoll mit dem Blick umherze. Ich bin ganz bei diesem Ding. Dann hole ich den Blick und das, was ich erlebt habe, zu mir zurück. Ich ziehe den Blick zu mir. Langsam und achtsam. Gelbes Speichenrad, Blauer Trichter, Rotes Metallgeschnörkel. Alles wieder ganz bei mir. Ich ganz bei mir. Alles auf den Punkt gebracht. Ich bin da. Jetzt.